In den letzten Wochen hatte ich Gelegenheit diese Buch lesen, bzw. auf Fahrten im Auto zu hören. Da ich bei Wahlen immer wieder in Richtung FDP tendiere, interessierte ich mich für dieses Buch - nicht nur, um einen Einblick in die vergangenen Jahres des Bundesvorsitzenden zu bekommen, sondern auch, um mehr über die Partei und der Erneuerung dieser zu erfahren, auch wenn der Spiegel noch während der Wahl schrieb, dass es außer neuen Farben nicht viel geben würde und dass die Wahlkampagne nur verschleiern würde, dass unter der Haube noch immer die FDP der 80er Jahre herrschen würde.
Rückblickend bin ich sehr froh dieses Buch gelesen zu haben, da ich mit meinem Interesse an wirtschaftlicher Entwicklung, Digitalisierung, bessere Bildung, Menschenrechte und insbesondere Selbstbestimmtheit der Bürger durchaus Sympathien für die FDP habe.
Wenig habe ich bislang über die Themen Kernenergie, Klimaschutz, Landwirtschaft und Tierschutz gelesen, was sicher nicht zuletzt damit zusammen hängt, dass ich nicht das über 150 Seiten starke Parteiprogramm intensiv studiert habe. Interessiert habe ich mich ohnehin für das Thema Zuwanderung, da ich bisweilen eine differenzierte Meinung dazu hatte.
Bis auf den kurzen Verweis darauf, dass doch jeder einmal Gänsestopfleber zumindest mal probieren sollte - was sicher jeden militanten Tierschützer auf die Barrikaden rennen - und mich auch ein wenig zusammenzucken lässt -, fand ich mich bei der Lektüre des Buches nahezu ständig zustimmend hinsichtlich der Aussagen und Meinungen wieder. Ebenso sollte das Buch mein zu kurz gekommenes Wissen in Bezug auf die oben genannten Themen erweitern.
Sätze wie:
- ‘Ja, aber’ sei der ’Standstreifen des Lebens’ und die ‘Abrissbirne der Möglichkeiten’
- In der von uns angestrebten ‘Republik der Chancen’ macht es einen Unterschied wohin jemand will und nicht woher jemand kommt
- Es könne nicht sein, dass der Bundesfinanzminister Schulen in Burundi … sanieren darf, aber nicht in Böblingen und Bonn
- Bremen steht in der Bildungspolitik nicht im Wettbewerb mit Bayern … sondern Deutschland mit China, Indien und den USA
- Es ist das legitime Vorrecht einer Gesellschaft zu entscheiden, wen sie aus welchen Gründen aufnimmt
fanden meine uneingeschränkte Zustimmung.
Das Buch gliedert sich ziemlich gut damit, zuerst grundsätzlich etwas zum Wort “Liberalität” zu verlieren, dann sehr viel über persönliche Eindrücke der APO Zeit zu schildern, um dann auf Wahlkampf und konkrete Themen einzugehen. Sicher kommen die für die Lieberalen sehr wichtigen Akteure wie Genscher, Westerwelle und Möllemann (im Übrigen aus meiner Sicht alle ziemliche Ausnahmepolitiker im positiven Sinne) sehr kurz, aber in dem Buch soll es auch nicht um die Portraitierung der FDP und der Vergangenheit der Partei gehen. Immerhin wird Genscher mit “Unsere Zukunft ist Europa - Wir haben keine andere”, zitiert und andere Wegbegleiter, wie FDP Ikonen finden angemessene Würdigung.
Zugegeben, mit meinem kleinen grünen Daumen fehlt mir im Programm eine stärkere Initiative gegen abscheuliche Massentierhaltung, für bessere Ernährung und für eine Politik, in der nicht nur Menschen, sondern auch andere Lebewesen vorkommen. Ebenso kommt das Thema “Klimaschutz” etwas zu kurz. Ich bin mir darüber hinaus sicher, dass uneingeschränkte Liberalität nicht die Antwort auf alle Fragen ist, da ich genügend Menschen kenne, die zwar in der Gesellschaft leben wollen, aber nicht die Verantwortung übernehmen können oder wollen, über sich und andere zu entscheiden. Insbesondere im Bereich der industriellen Herstellung von Nahrung fehlt es an Aufklärung. Da Marketing uns immer wieder täuscht, ist es zwar zugegebenermaßen fast schon sträflich die Politik zu bitten Regeln zu schaffen, jedoch ufern die Methoden der Industrie schon durchaus zu skrupellosen Zügen aus. Im Bereich des Tabakkonsums musste die Politik ebenso eingreifen. Vielleicht reicht es aber schon aus, bereits in der Bildung der Menschen noch stärker das Thema “Lebenswandel” mit aufzunehmen.
Dass ein Bundesvorsitzender in einem Wagen quer durch die Republik fahren muss, um auf den noch so kleinen Festivitäten sein Gesicht zu zeigen, gehört zweifelsohne zu seinen Aufgaben, gerade in der Situation, in der sich die Partei befand. Dass der Mann gehetzt klingt, liegt wohl auch darin, dass er gehetzt war und sich gehetzt fühlte - immer mit dem klaren Ziel vor Augen wieder in den Bundestag einzuziehen. Wer einmal mit einer so klaren Zielsetzung voran geschritten ist, kann jede seiner Ausführungen nachvollziehen.
Ebenso kann ich nachvollziehen, dass dieses Buch schon jetzt als Pflichtlektüre für alle Politikinteressierten gilt.
Najlepsze opinie o produkcie
Jürgen Tolksdorf
Wie Christian Lindner eben genau nicht durch sein Leben hetzt, sondern die Liberalen zurück in den Bundestag bringt
Opinia napisana w Niemczech dnia 29 listopada 2017
Nz
Hoher Aktualitätsgehalt: Spannend, selbstkritisch, visionär - ein Yes zum German Mut, Herr Lindner! So versteht man die FDP
Opinia napisana w Niemczech dnia 10 grudnia 2017L. K.
Auch für Politik-Neulinge und Lesefaule lesenswert!
Opinia napisana w Niemczech dnia 12 listopada 2017
